Linkshändigkeit und Streichinstrumentenspiel
(Denkanstöße in Stichworten)


Musikinstrumente sind in der Regel für Rechtshänder konstruiert: die rechte Hand bewältigt Aufgaben mit komplizierteren Bewegungsmustern, die mehr Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer erfordern.
Besonderheit der Streichinstrumente ist es, dass die künstlerische Aussage (Tonbildung) über den Bogen, d.h. über die rechte Hand nach außen getragen wird. Technisch und emontional wichtigere Bewegungen werden also mit der für Rechtshänder dominanten Hand ausgeführt.
Der Linkshänder hat nun die Wahl entweder den Bogen „normal“ in der nichtdominaten Hand zu führen oder auf einem umgebauten Instrument seitenvertauscht zu spielen.


Die hier vorgestellten Erfahrungen stammen im Wesentlichen aus 3 Quellen:
1. Beobachtung und Erfahrungsaustausch mit „normal“-spielenden Linkshändern.
2. Erfahrung mit LH, die seitenvertauscht spielen (meist Kinder, zahlenmäßig noch wenige, Tendenz deutlich steigend)
3. Analogien zu Erfahrungen mit der Schreibhand.


Unterschiedliche Arbeitsverteilung der Hände:
Linke Hand: organisatorisch, klar strukturiert, eindeutiger zeitlicher Ablauf, „handwerklicher“ Zulieferer für die rechte H.
Rechte Hand: höherer Kraftaufwand, komplizierte Bewegungsmuster, künstlerischer Ausdruck, Dynamik („Spiegel der Seele“)

Gründe für das Streichen mit der dominanten Hand:
-mehr Kraft
-höhere Geschicklichkeit
-größere Schnelligkeit (Repetition)
-natürlicher Weg Emotionen nach außen zu bringen (Gestik)


Möglicherweise auftretende Probleme durch Streichen mit der nichtdominanten Hand:
-schnelle Ermüdung, Neigung zu Verkrampfung
-Koordinationsprobleme rechts-links
-Vibratoprobleme durch emotionale Überfrachtung der linken H.
-Unsicherheit
-Hemmung
-höhere Anstrengung um Mangel an Geschicklichkeit auszugleichen
-Stress im Gehirn wegen Überlastung der nichtdominanten Seite

Mögliche Sekundärfolgen:
-fehlende Souveränität trotz hervorragender Vorbereitung
-Lampenfieber, Ängste, Minderwertigkeitsgefühl


Umbau von Streichinstrumenten für LH:
-Änderung von Steg- und Griffbrettrundung
-Vertauschung der Wirbelposition im Wirbelkasten (nur für Violine und Viola, nicht nötig beim Cello, s. „Wirbeltausch“)
-Umbau von Stimme und Bassbalken (relativ hoher Aufwand, ev. nicht nötig für Instrumente bis ¾-Größe einschl.)


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"Musizieren mit links", Autor: Walter Mengler, Schott-Verlag Mainz, März 2010 (Amazon)

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